Rosendorf - Ein Leben zwischen Saale und Jerusalem

Shownotes

Lars Sergel ist der Gast in dieser Folge. Lars lebt in Jerusalem, wo er unter anderem eine Kunstgalerie betreibt, die in Israel landesweit für Aufmerksamkeit sorgte. Warum das so ist, was den in Rosendorf bei Neustadt/Orla geborenen und gelernten Veranstaltungstechniker regelmäßig zurück in den SOK zieht, wie er seine Jugend hier verbrachte, was ihn dazu bewogen hat, nach Israel zu gehen und vieles mehr erfahren Sie in dieser Folge.

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00:00:08: Ostwärts.

00:00:10: Ein Spaziergang durch den Saale-Orla-Kreis.

00:00:13: Ein Podcast der Volkshochschule Saale-Orla-Kreis gefördert vom Thüringer Ministerium

00:00:19: für Bildung,

00:00:20: Wissenschaft

00:00:20: und Kultur.

00:00:27: Und ich sage herzlich willkommen zu einer weiteren Folge.

00:00:29: Ostwärts-Einspaziergang durch den Saale-Orla-Kreis.

00:00:33: Heute mal eine Folge, die mir besonders Spaß machen wird, auf die ich sehr, sehr gespannt bin, weil es nämlich heute so sein wird, dass ich nicht genau weiß, mit wem ich mich worüber unterhalten werde.

00:00:45: Normalerweise ist es ja so, ich bin vorbereitet, unsere Gäste sind mir vorher bekannt und ich weiß, dass Thema, das uns vorgegeben ist, das mir vorgegeben ist, beziehungsweise, dass ich mir dann raussuche.

00:00:57: Heute ist es so, dass ich einen Gast habe, den ich vor wenigen Tagen erst bei einer Lesung in Ranes, bei der Lesung von Jakob Heinmann, kannst ja ruhig sagen, in Ranes kennengelernt habe.

00:01:08: Das ist nämlich der Lars, der vor mir sitzt.

00:01:10: Ich sage erst mal hallo Lars.

00:01:12: Hallo,

00:01:12: wie geht's?

00:01:14: Warum ist Lars heute hier?

00:01:15: Dazu kann ich vielleicht einführen, vorher noch ein bisschen was sagen.

00:01:17: Nämlich, wie gesagt, wir haben uns auf der Lesung kennengelernt.

00:01:19: Lars war da stellvertretend für Harald W. J., der sonst immer die Tontechnik bei den Lesungen und bei musikalischen Veranstaltungen auf Borg-Ranes für den Lesezeichen EV macht.

00:01:31: Der Harald konnte nicht und hat's.

00:01:32: Wie gesagt, einen Vertreter geschickt, den Lars.

00:01:34: Und irgendwie wussten wir, wir kennen uns irgendwo her ein bisschen, aber wussten nicht so genau woher.

00:01:39: Und dann habe ich erfahren, dass Lars, der mit seiner Freundin Rass, heißt sie, da gewesen ist, in Israel lebt.

00:01:46: Und da dachte ich mir verdammt nochmal, der kommt hier aus der Region, kommt aus dem Sahler-Oler-Kreis, lebt in Israel, das wäre doch mein verdammt interessantes Thema.

00:01:54: Deswegen, wie gesagt, null vorbereitet.

00:01:57: Aber ich glaube, das wird gut.

00:01:59: Wir gehen auf jeden Fall so in die Folge.

00:02:01: Und ich würde dich vielleicht erst mal bitten, Lars, weil ich ja nun so gar nichts von dir weiß.

00:02:05: Vielleicht stellst du dich erst mal kurz selber ein bisschen vor.

00:02:09: Ja, also, ja, wir haben uns auf diese Lesung getroffen und ich kenne dich schon seit... Ich komme ja aus Rosendorf, das ist in der Nähe von Neustadt Ola, Salola-Kreis.

00:02:21: Thüringen, Deutschland, Europa, die Welt, ein Planet.

00:02:27: Und ja, ich bin hier aufgewachsen.

00:02:33: Ich habe mit meiner Mutter und meiner Schwester einen Bauernhof, einen Rosendorf.

00:02:37: Und bin auch hier so zwei, drei Monate im Jahr.

00:02:41: Meistens ein, zwei Monate im Winter oder ein, zwei Monate im Sommer.

00:02:47: Und ja, bin hier aufgewachsen, nach der Schule gegangen.

00:02:51: Und bin dann sehr viel gereist.

00:02:55: sehr europäisch gereist, immer so mit Zug.

00:02:59: Ich fahre sehr gerne Zug.

00:03:01: Und bin dann irgendwie durch einen dummen Zufall, habe ich meine vollgehende Freundin kennengelernt und dann bin ich irgendwie in dem Jahr, das erste Mal, nach Israel gekommen.

00:03:17: Wollte da nie hin, hat mich auch nie interessiert.

00:03:20: Also bin da überhaupt nicht... Also, war für mich völlig...

00:03:27: Warst du nicht auf dem Plan gehabt?

00:03:29: Hatte ich nicht auf dem Plan gehabt.

00:03:30: Gibt's die Welt so groß, gibt's so viele Länder.

00:03:33: Also, mich hätte da eher, keine Ahnung, Uzbekistan.

00:03:36: Also, diese ganzen Stands interessieren mich gerade eher wieder.

00:03:42: Und ich wollte eigentlich immer eher so in Sizilien oder Süditalien leben.

00:03:50: weil ich dachte, das lässt sich gut kombinieren, aber dann hat sich auch irgendwie rausgestellt, dass Israel und ich lebe da in Jerusalem auch irgendwie kompatibel ist, weil ich irgendwie immer so eine Art Doppel leben.

00:04:07: führen wollte.

00:04:09: Das sind ja tausend Themen, die du hier aufmachst.

00:04:11: Ich glaube, eine Stunde wird nicht reichen, hier zu drüber zu sprechen.

00:04:13: Ja, aber kann das ganz schnell machen.

00:04:15: Aber lass

00:04:16: uns doch vielleicht erst mal wirklich beim Urschleim anfangen.

00:04:19: Also ich würde zum Beispiel erst mal interessieren und ich glaube, das interessiert ja unsere Hörer alle, wann du geboren bist, damit wir dich so ein bisschen einordnen können, so altersmäßig.

00:04:30: Das heißt, du bist ja auch nur zwei Jahre jünger als ich.

00:04:33: Bist, wie du gerade schon gesagt hast, in Neustadt, an der Orla aufgewachsen, oder bei Neustadt an der Orla in Rosenheim.

00:04:40: Rosendorf.

00:04:41: Rosendorf,

00:04:42: genau.

00:04:43: Wie sah denn so oder gibt es irgendwie so ganz, ganz prägnante Erlebnis an deine Kindheit, an deine Jugend da in Rosendorf oder in Umneustadt an der Orla?

00:04:52: Irgendwas, woran du dich gerne erinnerst.

00:04:55: Oder vielleicht auch nicht so gerne?

00:04:56: Ja, es gibt ganz viele, ganz positive Sachen.

00:04:59: Keine Ahnung, im Sommer in meiner Kindheit bin ich total viel im Wald gewesen und ansehen Baden, wie ich das auch immer noch mache.

00:05:11: Keine Ahnung, was so ein Initialerlebnis fällt mir jetzt ad hoc eigentlich nicht ein, aber... Ich habe immer so ein bisschen gemerkt, dass die Welt hier und die Menschen mir irgendwann... das wollte mir alles irgendwann zu klein.

00:05:34: Aber...

00:05:35: Also mit hier meinst du Deutschland oder meinst

00:05:36: du... Ja, oder generell das Umfeld.

00:05:38: Ja.

00:05:38: Und durch das woanders leben kriegt man dann... hab ich auch irgendwie gelernt, dass es eigentlich gar nicht so klein ist.

00:05:45: Also diese Größe oder die Möglichkeiten eher eine Kopfsache sind oder dass man sich selber da irgendwie rein arbeitet in seine eigenen Möglichkeiten.

00:06:00: Also keine Ahnung.

00:06:01: Wie geht's dir damit?

00:06:03: So, kannst du vielleicht mal ein Beispiel nennen für so ein prägendes Initial?

00:06:10: Also du hast es gerade schon angesprochen, Wald zum Beispiel, also das war auch mein Spielplatz.

00:06:14: Wir haben in Pösnäck die Kriepse, da haben wir Buden gebaut, wir sind mit in Werkstätten zusammengezimmerten, also aus Holzglötzten zusammengezimmerten Pistolen durch den Wald und haben Cowboy und Indianer und sowas gespielt.

00:06:28: Das sind schon geile, geile Erinnerungen, weil wir einfach, du bist früh raus mit den Ferien natürlich oder an den Wochenenden, du bist früh raus und bist mit dem Sonnenuntergang nach Hause gekommen und du hast die ganze Zeit draußen.

00:06:38: Und nach der Wende ... war es ja dann auch so, dass ... ... in jedem zweiten Straßengraben irgendwie ... ... in abgefragter Trabant rumstand ... ... und wir haben dann auch sehr viel Zeit damit verbracht ... ... irgendwie

00:06:51: ... Trabis auszuschlachten.

00:06:52: ...

00:06:53: mit Autos solchen Wald zu fahren.

00:06:55: Also vorher nur mit irgendwelchen alten ... ... Mopads im Sons.

00:07:00: Ich war damals neun, aber ich hatte Freunde, ... ... die halt drei, vier Jahre älter waren als ich.

00:07:06: und dadurch auch mehr Erfahrung hatten.

00:07:08: Und es war auch irgendwie so eine Zeit nach der Wende der Anarchie.

00:07:13: Ja, definitiv.

00:07:15: Wo man einfach Sachen machen konnte, das ist heute eigentlich unvorstellbar.

00:07:20: ... weil einfach auch irgendwie alle damit beschäftigt waren, wie wird das jetzt?

00:07:26: Wie

00:07:26: geht, wie funktioniert die neue Welt mit allen Möglichkeiten?

00:07:31: Also ein prägendes Erlebnis kann ich auch vielleicht auch sagen.

00:07:34: Nach der Wende war ich mit meiner Mutter das erste Mal in einem Supermarkt ... ... und haben Begrüßungsgeld abgeholt.

00:07:41: Und dann war man in einem Supermarkt irgendwie ... ... in

00:07:44: Franken wahrscheinlich irgendwie,

00:07:45: Kroner

00:07:46: oder so ... ...

00:07:47: irgendwie bei, ich glaube vielleicht einen Hof oder so.

00:07:50: Und ... Da sind wir rein und das Rohr alles extrem intensiv.

00:07:58: Und das kann ich heute ganz schwer... Menschen erklären, die dieses Erlebnis nicht erlebt haben, weil die DDR roch ganz anders.

00:08:07: Und es gab einfach diese Supermarktgeräusche.

00:08:10: Also mich hat das total überfordert und wir sind da aus dem Supermarkt auch mal raus.

00:08:14: Wir wussten überhaupt nicht, was wir kaufen sollen.

00:08:16: Und ich kann mich dann erinnern, dass wir da gar nichts gekauft haben und dann da rausgegangen sind, weil es einfach zu viel Reizüberflutung war und dann so gedacht haben, so was machen wir denn jetzt?

00:08:28: So mit dem... Was ist das?

00:08:32: Weil die neue, tolle Welt in Realität hatte sich das so eine Kluft aufgebaut zwischen der Vorstellung, die wir davon hatten, von was man im Fernsehen gesehen hat und was man dann erlebt hat.

00:08:49: Das hat irgendwie für mich nicht zusammengepasst.

00:08:52: Ich war auch ehrlich gesagt total enttäuscht.

00:08:54: Wir haben dann irgendwie Westverwandtschaft besucht.

00:08:57: Und ich war total enttäuscht, dass sie keinen Porsche hatten.

00:09:00: Das war für mich auch der naus war so klein und das war alles so so.

00:09:09: Auf der einen Seite hatten die diese ganzen Konsumartikel und das alles.

00:09:13: Aber gleichzeitig haben die in so ein kleines Haus gewohnt und hatten kein Porsche.

00:09:18: Und das war für mich irgendwie ganz schwierig, das zusammenzukriegen, dass es da einfach auch Menschen gibt, die einfach kein Porsche haben.

00:09:26: Und das muss sich dann so schröstig... Stück für Stück lernen, dass das auch einfach nur die gleichen Menschen sind, die einfach nur in einer anderen Welt oder in einer anderen Konsumwelt leben und das alles haben.

00:09:38: Und ich habe dann irgendwie ganz schnell auch gemerkt, dass wir das alles auch haben wollen.

00:09:49: Also ich wollte das dann auch unbedingt haben.

00:09:51: Und das war für mich auch irgendwie dann so, dachte ich dann so, warum kauft mein Vater jetzt kein Porsche?

00:09:57: Kann er jetzt ein Porsche kaufen?

00:09:59: So, ich war so, mein Vater hat mal ein Porsche abgeschleppt zu DDR-Zeiten.

00:10:03: Zu DDR-Zeiten in Porsche abgeschleppt?

00:10:05: Ja, ja, ja, auf der, sind wir an die Ostsee in Urlaub gefahren.

00:10:10: Und da hat er mit einem Trabant in den roten Porsche abgeschleppt.

00:10:14: So ein, äh,

00:10:15: neun, neun, neun,

00:10:16: neun, vier, vier.

00:10:17: Neun,

00:10:17: vier, vier, okay.

00:10:18: Und bis einfach nur bis zur nächsten Tankstelle.

00:10:22: Und die haben uns dann irgendwie Westgeld gegeben dem Markt.

00:10:25: Das war ganz viel.

00:10:29: ... war ein großartiges Erlebnis.

00:10:32: Gibt's auch noch ein Foto ... ... wo meine Schwester vor diesem Auto post ... ... und da dachte ich dann halt, ah okay so, das ist halt ...

00:10:40: ... das sind Westdeutsche

00:10:42: und die haben so ein Auto ... ... und dann habe ich nur so ein bisschen geguckt ... ... und so mit Leuten darüber erzählt ... ... was das für Autos sind ... ... und ja ... ... ist irgendwie auch ... ... interessant, dass ... ... über die Jahre ... ... dann auch so ... ... naja, so gewisse Sentimentalitäten geblieben sind ... ... und jetzt ... ... keine Ahnung, bin ich mit meinem Leben vielleicht auch ein bisschen mehr gesettelt ... ... und jetzt ... ... wie soll ich sagen ... ... reerlebe ich ... ... aus Deutschland.

00:11:19: Ja.

00:11:20: Ich gucke mir ganz viele Sachen an.

00:11:23: Fahrer waren weiter, zum Beispiel waren wir neulich ... oder keine Ahnung, also ich kenne jetzt mittlerweile auch alle Kleinstädte hier, weil wir halt sehr viel auch über den Motorrad fahren.

00:11:37: Ich habe ein ganz altes Motorrad von meinem Opa.

00:11:40: Das hat er dreiundfünfzig gekauft.

00:11:41: Das ist eine BMW, die dann IMW, einen Eisernach hergestellt wurde.

00:11:46: Und ja, die habe ich irgendwie.

00:11:49: Mein Vater ist zweitausend gestorben bei einem Unfall im Wald.

00:11:54: hat es sich ins Bein gesägt.

00:11:56: Ganz dramatisch.

00:11:57: Die Schnittschutzhosen, die man im Wald anzieht, die haben nur von Schutzpolster.

00:12:07: Ich dachte, die sind komplett, also ganz rührig quasi.

00:12:10: Genau.

00:12:11: Und da hat, wie es passiert ist, wissen wir auch nicht.

00:12:15: Und auf jeden Fall halt danach... ... muss ich mich dann auch mehr um den Hof kümmern ... ... um den Bauernhof ... ... und habe dann halt seinen Motorrad geerbt ... ... und fahre damit auch rum ... ... auch irgendwie, weil mich das an ihn erinnert ... ... und ... ... keine Ahnung ... ... so ... ... ja und ... ... damit erlebe ich auch sehr viele ... Begegnungen mit Menschen hier, so ältere Männer, die dann irgendwie mich an der Straße anhalten.

00:12:43: Wegen

00:12:43: des wunderbaren Motorrads.

00:12:45: Ja,

00:12:45: dann irgendwie ihre nostalgischen Erinnerungen.

00:12:48: Ja, so einen Motorrad hatte ich auch in meiner Jugend.

00:12:51: Und da kriegt man zu uns Gespräch.

00:12:54: Wie nimmst du die Menschen, weil wir gerade dabei sind, wie nimmst du die Menschen hier im Sahler-Ollerkreis, wenn du das tust?

00:12:59: Also ich finde das ja schon großartig und interessant, dass du sagst, du fährst dann hier so ein bisschen rum.

00:13:03: nur der Sahler-Oler-Kreis sein, aber gerade hier im SOK, wie nimmst du die Menschen wahr?

00:13:09: Gibt es irgendwie Unterschiede zwischen Menschen in deiner Kindheit im Sahler-Oler-Kreis und Menschen heute?

00:13:14: oder wie nimmst du die Leute wahr?

00:13:19: Das ist unterschiedlich.

00:13:22: Ich denke, die Menschen hier sind eher auf den ersten Blick eher unfreundlich.

00:13:30: Und haben irgendwie so eine kühle, zurückhaltende Art.

00:13:35: Aber taunen dann relativ schnell auf, wenn man so eine Gemeinsamkeit hat oder einen Gespräch entwickelt.

00:13:44: Ja.

00:13:45: Also

00:13:45: es ist auch, viel kann ich auch sehr gut vergleichen mit meinen russischen Freunden, die sehen das so ein bisschen ähnlich, dass auch so... ... kulturell ist das auch sehr russisch ... ... würde ich mal sagen.

00:13:58: Das

00:13:59: ist ja auch ...

00:14:00: ... lange Zeit auch noch.

00:14:01: Wenn du nach Köln gehst ... ... und dann irgendwie nach Kneipel sitzt ... ... ein Kölbsstrings oder so ... ... dann quatschst du mit allen ... ... möglichen Leuten ... ... und dann ist das alles irgendwie ... ... total easy.

00:14:09: und da ist alles ... ... und hier sind die Leute eher so ... ... reservierter ... ... und das versuche auch meiner Freundin ... ... immer irgendwie so ein bisschen ... ... zu erklären, dass ... ... Deutschland einfach ... ... kein ... ... total unhomogen ist.

00:14:22: Ja.

00:14:23: Ist

00:14:23: sehr ... ...

00:14:25: verschieden regional bezogen ...

00:14:27: ... und vor allen Dingen auch hier ist es auch so, ... ... hört man ja auch, ich habe einen Dialekt, ... ... oder zumindest eine ausdeutsche Einfärbung, ... ... und wenn man dann mit den Leuten hier spricht ... ... und dann auch so die Sprache, ... ... nähert sich da ja auch relativ schnell.

00:14:44: Ja, Sprache verbindet auf Dialekt verbindet sowieso immer?

00:14:46: Dialekt

00:14:47: verbindet

00:14:47: natürlich,

00:14:48: ... ... und dann ist dann auch so das Eis sehr schnell gebrochen.

00:14:53: Und weil man natürlich auch jetzt, wo ich einen Bauernhof und so habe und so, dann habe ich natürlich auch Themen mit Leuten hier zu sprechen, wie Sachen funktionieren einfach, ganz pragmatisch.

00:15:05: Wir haben gerade große Probleme mit Borgenkäfer.

00:15:10: An dieser Stelle kann ich gerne nochmal auf die letzte Folge verweisen.

00:15:14: in der wir uns ja über den Zustand des Waldes im Salle-Oller-Greise und im Thüringen unterhalten.

00:15:18: Also höre gerne mal in die anderen Folgen auch rein, da ist das Thema roten Hefer.

00:15:22: Großes

00:15:22: Thema sehe ich gar nicht so negativ, weil wenn man so durch den Thüringer Wald fährt und guckt, wie so Wälder, die vielleicht vor ein paar Jahren abgestorben sind, wie sie sich regenerieren und erneuern, Das ist halt eine Frage der Zeit.

00:15:40: und ich glaube, aber natürlich der Wald, den wir bis vor fünf Jahren so kannten hier.

00:15:47: Existiert so nicht mehr.

00:15:48: Existier,

00:15:49: ja.

00:15:50: Hat halt Lücken gekriegt.

00:15:52: Haarausfall.

00:15:53: Na ja, das sieht manchmal schon sehr, sehr erschreckend aus.

00:15:55: Aber wie gesagt, über das Thema haben wir ja schon in einer anderen Folge gesprochen.

00:15:58: Was mich jetzt gerade interessiert, wenn du so ins Gespräch kommst mit den Menschen hier, stößt du manchmal auf Vorurteile, wenn die Menschen erfahren, wenn du ihnen sagst, dass du Lebst?

00:16:09: Nö, das sind eher sehr interessiert, würde ich mal sagen.

00:16:13: Obwohl ich dann halt in solchen Situationen eher weniger von mir selber spreche, sondern eher daran interessiert sind, wie die Menschen leben und was die machen.

00:16:25: Ja.

00:16:26: Ich dramatisiere das dann gar nicht so, weil es dann ganz schnell in die Richtung geht.

00:16:30: Ja und Gaza und

00:16:31: richtig.

00:16:32: Ja.

00:16:33: Und dann ist es natürlich, verfällt man sehr schnell in so Floskeln, weil man ja natürlich diese Themen schon so oft bearbeitet hat, dass man dann ganz genau weiß, okay, der denkt vielleicht so, den erzähle ich dann die Geschichte.

00:16:46: Ja.

00:16:49: Ja.

00:16:50: Es ist natürlich auch ein sehr, sehr schwieriges Thema und es wird auch immer schwieriger dort zu leben, zumindest politisch.

00:17:03: Aber ich denke, das ist halt eine Katastrophe, muss man, um das einfach aus dem Weg zu... Kriegen diesen Stein.

00:17:13: Es ist eine Katastrophe.

00:17:15: Es ist alles ganz schrecklich.

00:17:17: Die Palästinenser durchleben im Gasastreifen.

00:17:20: Natürlich etwas, was unvorstellbar ist.

00:17:24: Gleichzeitig sind aber natürlich auch beide Seiten extrem traumatisiert und sind auch in diesem Kriegsmodus aufgewachsen.

00:17:31: Und die haben eine ganz andere Wahrnehmung der Katastrophe.

00:17:38: Also für uns sind Krieg, also mein Großvater war der Letzte, mit dem ich, den ich so kannte oder mein Onkel jetzt, der ist von paar Monaten verstorben.

00:17:56: Das war der Letzte Mensch, mit dem ich mich über den Krieg unterhalten konnte.

00:18:02: Und... Der hat auch, der hat mir auch immer was total Lustiges erzählt.

00:18:08: Die hatten irgendwie so Amerikaner, waren ja hier dann irgendwie Besatzung.

00:18:11: Ein Rosendorf und die haben bei ihm zu Hause gewohnt.

00:18:15: Und da hat er das erste Mal in seinem Leben Schokolade gegessen.

00:18:18: Ach krass.

00:18:19: Und der meinte so, das war für ihn so ein absolut prägendes Erlebnis.

00:18:22: Und er hat dann dadurch auch mit Amerika und den Amerikanern immer so ein extrem, was extrem positiv ist, extrem positive Gefühle damit verbunden.

00:18:35: Und es ist natürlich auch schwierig, wenn die Generation, die das noch erlebt hat und die Schrecken... dann auf einmal nicht mehr existieren und dann einfach nur noch so eine Narrative davon übrig bleibt, die aber nicht mehr mit Personen verbunden werden kann.

00:18:53: Richtig,

00:18:53: ja.

00:18:54: Und dann lösen sich ganz viele Positionen auch in so Narrativen auf.

00:19:00: Weil das nur noch theoretisch ist.

00:19:01: Genau.

00:19:02: Das ist nichts

00:19:02: mehr, was praktisch nachvollziehbar ist.

00:19:05: Jeder kann seine Position dann einfach... Kannst du sagen, okay, wo du kaust, gab's nicht oder keine Ahnung.

00:19:11: Es ist dann alles möglich, weil dann alles irgendwie, man hat dann keine Zeitzeugen mehr.

00:19:18: Ja, und ich glaube, wir werden hier auch in Deutschland in den nächsten Jahren, was ich so mit kriege, aus dem Gespräch mit Leuten, die AfD wird extrem zulegen.

00:19:36: Ich sehe das auch so.

00:19:38: Die sind unaufhalte, die machen einfach alles richtig.

00:19:41: Also in dem, in ihrer Maßgabe.

00:19:45: Das Populismus kann man nicht, kann man nicht mit Argumenten.

00:19:50: Und vor allen Dingen auch, was ich auch mehr erlebe, ist, dass die Menschen, der AfD war am Anfang so ein Phänomen und so, war dann natürlich irgendwie durch sehr viele, sehr rechte Kräfte infiltriert.

00:20:04: Du wirst mal alle, brauche ich nicht so erzählen.

00:20:07: Aber jetzt kommt, ich leg das auch wiederum ein bisschen zurück, dass auch wieder mehr und mehr gemäßigte Kräfte, Leute mit ganz gemäßigten Vorstellungen, dann plötzlich sagen, ja, wenn alles nicht funktioniert,

00:20:22: dann müssen wir es halt so machen.

00:20:24: Es waren dann vielleicht erst nur Protestwähler.

00:20:28: und dann in Neustadt Ola gibt es... Da direkt im Zentrum AfD Büro, die sind absolut präsent.

00:20:34: Wenn die Sonne scheint, steht da ein Stehtisch vor der Kirche.

00:20:40: Die sind da total gut aufgestellt.

00:20:43: Das, was die CDU früher gemacht hat, hier machen die jetzt.

00:20:47: Und die sind einfach personell am Start und so.

00:20:52: Kriegst du auch die Leute?

00:20:53: Was macht das mit dir?

00:20:54: Hast du irgendwie Angst vor dieser Zukunft?

00:20:55: Ich meine, mit einem Wohnsitz im Ausland, sage ich jetzt mal, ist ja fast egal, ob das jetzt Israel oder Spanien, Portugal, Bolivien von mir aus oder sonst irgendwo ist, kann man ja sagen, dann gehe ich halt dahin zurück und bleibe da.

00:21:07: Aber trotzdem die Frage, macht ihr das irgendwie Angst?

00:21:09: Ja,

00:21:10: aber es ist ja... ersten sehe ich das gar nicht so schlimm.

00:21:14: Also mir macht Angst macht mir das überhaupt nicht.

00:21:17: Also ich bin an der Stelle völlig angstfrei, weil ich hab die Neunziger durchlebt.

00:21:23: Also wir hatten mit Rechten Terror in den Neunzigern hier so viel zu tun und das herrtet auch irgendwie ab und ich denke auch einfach nur, wenn man in Israel lebt, der Iran Krieg, dann... Bist du, ja, man stumpft da auch ab.

00:21:48: Aber ne, Angst habe ich davon überhaupt nicht, weil die Menschen sind ja im Prinzip auch die gleichen.

00:21:54: Und das kann sein, dass es jetzt so eine Phase gibt, wo man einfach was Neues ausprobiert und vielleicht so eine... Neoliberale, Freiheit, keine Steuern mehr, keine öffentliche, was die AfD ja fordert, keine öffentliche Regulierung von nichts.

00:22:13: Alle können machen, was sie wollen.

00:22:15: Vielleicht ist das für eine gewisse Zeit lang gut und können die Menschen dann für sich entscheiden, ob sie dann vielleicht auch irgendwann wieder was anderes wollen.

00:22:25: Aber wenn ich mir angucke, das ist ja irgendwie, wir haben halt Probleme mit Windrädern, da ist ja halt die AfD die Einzige, die dagegenhält, die das für sich vereinnahmt.

00:22:34: Was heißt, wir haben Probleme mit Windrädern, was genau meinst du?

00:22:36: Ja,

00:22:36: die bauen wollen halt sich hier überall Windräder hinbauen und die Erklärung dafür ist total ganz eigenartig, meiner Meinung nach.

00:22:47: Weil man denkt halt man kann halt irgendwie ökologischen Ausstieg aus versielen und was weiß ich.

00:22:55: Atomaren, Brennstoffen.

00:22:56: Atomanbrennstoffen, war ja auch nicht viel.

00:23:00: Also als der Atomausstieg stattfand, glaub ich war, hat Deutschland sechs Prozent.

00:23:04: Das wird ja auch irgendwie, wenn man sich die Zahlen mal ein bisschen genauer anguckt, ist das ja auch alles Pilleballe.

00:23:09: Ja.

00:23:09: Also Deutschland war von der Atomkraft gar nicht so abhängig, wie das eigentlich nicht so aufbereit wird.

00:23:14: Man muss ja einfach mal so ein bisschen die Zahlen angucken.

00:23:17: Das hat eigentlich keine Rolle gespielt.

00:23:18: und ja, natürlich, der Strombedarf nimmt halt... konstant zu.

00:23:23: Natürlich, wir werden eben auch in der technologisierten Welt.

00:23:26: Und dann müssen wir uns dann halt auch überlegen, ich bin auf jeden Fall für ekologische, keine Ahnung, Sustainability, bin ich gern dabei, aber weiß ich nicht, ob ich jetzt in meinem Garten von irgendeinem Berliner Hedgefonds eine Mega-Windkraftanlage haben will.

00:23:49: Wovon ich kein... Wenn's in meinem Garten ist, krieg ich ja dann eine Miete.

00:23:53: Dann bin ich auf der glücklichen Seite.

00:23:57: Aber dann kann ich in meinem Garten auch nicht mehr rumhängen.

00:24:00: Wahrscheinlich.

00:24:01: Und die... Ich denke, was ich so höre und mitkriege ist, ich denke, wenn man hier aus ökologischen Gründen, in Anführungsstrichen irgendwelche Windkraftanlagen hinbauen muss, dann muss man die Leute auch einfach kostenlos mit Strom versorgen.

00:24:20: Und dann würde da auch eher... Wenn das irgendwie genossenschaftlich geregelt wurde, wie die LPG-Nachfolgegesellschaften, dann die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften gegründet haben und weitergeführt haben.

00:24:34: Unter solchen Modellen könnte man das auch mit der Windkraft machen.

00:24:38: Aber ich stelle mir jetzt auch kein Solar-Olerkreis vor, der einfach nur mit Windrädern und alle Felder mit Solar voll, keine Ahnung.

00:24:47: Also das... fände ich ästhetisch nicht und finde, das hat auch kein nichts mit Ökologie zu tun, weil Ökologie funktioniert meiner Meinung nach nur, wenn wir einfach wenige uns einschränken und dann vielleicht, es gibt hier so viele Dächer, ich gucke hier gerade aus dem Fenster.

00:25:05: Also wir sitzen gerade in Jütebein im Franzenshof, damit wir das Bild ein bisschen erklären können.

00:25:08: Ich sehe keine Solarzelle.

00:25:10: Auf einem Dach.

00:25:11: Ja, auf einem Dach.

00:25:12: Die könnten alle voll sein.

00:25:13: Und warum sind sie nicht voll?

00:25:14: Weil die Anreize dafür nicht gegeben werden.

00:25:18: Aber wir müssen jetzt auch nicht...

00:25:20: Ja, das müssen wir nicht.

00:25:20: Ich hätte dich jetzt sowieso unterbrochen, weil wir haben ja auch nur Begrenzzeit.

00:25:23: Und was mich jetzt auf jeden Fall interessiert, wie gesagt, du hast ja vorhin in der Einleitung quasi schon so viele Themen aufgemacht, wo ich denke, eigentlich könnten wir jetzt noch bis heute Abend hier sitzen.

00:25:32: Schaffen wir allerdings nicht.

00:25:34: Ich würde interessieren, du hast gesagt, du bist gereist.

00:25:37: Also du hast wahrscheinlich Abitur gemacht, nämlich an der Neustadt.

00:25:39: Gymnasium.

00:25:40: Wann kam und woher kam das Interesse zu reisen?

00:25:46: Das war auch ein bisschen, ich habe ja in der Veranstaltungstechnik gearbeitet, Suthorentechnik gemacht.

00:25:53: Dann hatte ich natürlich auch immer viel Zeit dazwischen und habe dann eine Zeit lang viel in Berlin rumgehangen und in Leipzig, Erfurt und hatte aber dann immer irgendwie so Lücken und in diesen Lücken Zwei Wochen nichts zu tun, bin ich halt irgendwo hingefahren.

00:26:11: Meistens halt mit einem Zug.

00:26:13: War oben ausgerechnet mit einem Zug.

00:26:15: Weil das für mich irgendwie einfacher war.

00:26:18: Irgendwie netter.

00:26:20: Du hast die Hände frei, du hast die Augen frei, du musst dich auf nichts konzentrieren.

00:26:24: Kannst zum Bahnhof gehen.

00:26:26: Kannst in den Zug einsteigen.

00:26:27: Ein

00:26:27: Stück weit abhängiger als mit einem Auto oder mit einem Motorrad.

00:26:30: Aber wir schweifen schon wieder ab genau.

00:26:32: Also du bist dann halt viel gereist und hast dich so wie du gerade gesagt hast im europäischen Ausland.

00:26:39: Rundetrieben.

00:26:41: Vorwiegend Balkan.

00:26:43: Hast du so ein europäisches Lieblingsland oder so?

00:26:47: Ja, Montenegro vielleicht.

00:26:50: Also Montenegro, finde ich, ist ganz stark im Kommen.

00:26:53: Ich war da jetzt seit zwanzig Jahren nicht.

00:26:56: Ich glaube, es gibt da viele, viele Länder, kleine Länder, die sich ganz langsam entwickelt haben.

00:27:05: Aber die ... jetzt auch ganz stark umkommen sind ... ... touristisch und auch so ... ... weiß ich nicht ... ... also das ist so ein Bauchgefühl ... ... weil kann ich jetzt nicht auf irgendwelchen Fakten ... ... aber das war mit damals ... ... ist mir das schon aufgefallen ... ... in Rumänien zum Beispiel ... ... da waren ganze Landstriche ... ... komplett entvölkert.

00:27:28: Wo du dann wirklich gesehen hast so ... ... dir ziehen alle weg.

00:27:33: Also, was man sich...

00:27:34: Weil es die so in die Städte gezogen hat oder... Ja,

00:27:36: weil es keine Jobs gab und die Infrastruktur ganz schlecht war.

00:27:40: in Siebenburgen war ich.

00:27:44: Und da hat man das dann wirklich so auch gesehen, so dass auch so Rumänien, Bulgarien, Ungarn, so in der Peripherie, die sind halt alle, die Menschen sind einfach alle nach Westeuropa.

00:27:56: Und das hatte ich so im Balkan.

00:28:00: Das hat vielleicht auch etwas mit dieser Geschichte Jugoslawien, dass die dann schon eher so die Tradition hatten, des Weggehens und zurückkommens.

00:28:08: Und gab es ja auch in Ostaltschein, denn nach der Wende sind ganz viele andere Länder gegangen, um dort einfach zu arbeiten.

00:28:18: ... und sind dann halt auch teilweise zurückgekommen, aber ... ... ist ... ... ja ... ... ist ... ... und jetzt habe ich auch das Gefühl so, dass ... ... das einfach auch so diese Lücke so groß ist.

00:28:28: Ich meine, die Bevölkerung in Ostdeutschland ... ... ist auf den Stand von so ... ... fünfhundertfünf ... ... hier in der Gegend.

00:28:34: Also ... Kann ich jetzt wieder bejahen?

00:28:36: Ja,

00:28:36: ja, ja ... ... und wenn ... ... wenn, sag ich mal, die Generation ... ... äh ... ... unserer Eltern ... ... weiß man es sich in zwanzig Jahren ... ... irgendwie unter der Erde liegt ... ... dann ... wird hier die Bevölkerung komplett

00:28:52: einbrechen.

00:28:53: Ja,

00:28:55: weiß ich nicht was dann, was man dann, aber ich glaube, das ist auch so, kann man sich also auch in Japan so ein bisschen angucken, wie die das gemacht haben, so ein effizientes Schrumpfen.

00:29:07: Ja.

00:29:08: alle Produktionsprozesse werden mechanisiert und man braucht immer weniger.

00:29:15: die Produktivität mit den Maschinen, mit den Robotern wird immer größer und man braucht einfach auch die Leute nicht mehr.

00:29:23: und das ist vielleicht auch so ein bisschen die Vision der AfD, dass man dann halt hier ganz wenig Menschen leben,

00:29:32: die ...

00:29:32: und dann einfach alles zurückbaut.

00:29:35: Ja.

00:29:36: Und dann ist halt ...

00:29:36: Back to the roots.

00:29:38: Back to basic.

00:29:38: Und das ist ja ... Dass

00:29:39: wir wollen ja vielleicht auch keine Windkraftanlage, ... ... weil wenn man dann hier schon noch mit drei Leuten lebt, ... ... will man dann auch nicht mit zwanzig Windrädern umgeben sein.

00:29:49: Aber lass uns beim Thema bleiben, ... ... beziehungsweise jetzt ... ... will ich den natürlich explizit die Frage stellen, ... ... weil es mich ... Persönlich auch interessiert.

00:29:58: Du hast es eingangs gesagt, dass Jerusalem, also Israel im Allgemeinen, du gar nicht so richtig auf dem Schirm hattest.

00:30:05: Wie und wann kam es dann, dass du jetzt da lebst?

00:30:08: Das war so, das hatte sich dann über mehrere Jahre entwickelt.

00:30:16: Und irgendwann lief das dann darauf hinaus, dass ich da auch mehr und mehr zu tun hatte.

00:30:26: Was hast du da gemacht oder machst du da?

00:30:28: Momentan, ich habe eine kleine Firma für Veranstaltungstechnik und eine Galerie mitten in Jerusalem.

00:30:36: Das ist ein Kollektiv.

00:30:39: Ich bin immer sehr daran interessiert zu einem kollektiven Kapitalismus.

00:30:45: Keine Ahnung, wie man das nennen soll.

00:30:47: Also ich denke, eine gewisse Fairness der Zusammenarbeit und ich arbeite gerne.

00:30:55: an konkreten Sachen alleine, aber in Strukturen gemeinschaftlich.

00:31:01: Das ist für mich auch total gut, weil zum Beispiel, wenn ich hier zwei Monate bin, muss die Galerie und die Firma auch weiter bestehen und weiterlaufen.

00:31:13: Und über die Jahre hat sich das auch bestätigt, dass sich so eine Art, na ja, eine gleichberechtigte kollektive Beteiligung an Unternehmungen führt auch dazu, dass die Leute einfach auch, mit denen ich zusammen arbeite, das sind eher alles meine Frauen.

00:31:30: auch, dann einfach auch mehr exponentiell viel Verantwortung übernehmen.

00:31:38: Und das entspannt natürlich, wenn ich hier bin und ich kriege kaum Anrufe, weiß gar nicht so richtig, was da gerade so im Detail läuft.

00:31:51: Kann ich mir nicht vorstellen, dass ich kaum jemand, der irgendwelche Strukturen operiert.

00:31:56: ... die nicht permanent am Telefon sind, nicht permanent WhatsApp ... ... und nicht permanent Kommunikation haben ... ... und kontrollieren.

00:32:05: Aber ich hab diesen Kontrollzwang nicht ... ... und ich ... ... nehm auch gern einen Kauf, wenn Sachen schiefgehen ... ... und ... ... das ist auch okay.

00:32:14: Man wächst mit seinen Aufgaben ... ... und schaltet dann wieder dazu.

00:32:16: Ja, und auch so,

00:32:16: wenn Sachen schiefgehen ... ... ist auch okay.

00:32:19: Also, ich hab heute zum Beispiel den zweiten Brief von der Ressonweißkanzlei gekriegt, weil ich irgendwie mein VPN auf einem Rechner nicht anhatt und hab gestreamt und hab da irgendwie vor zwei Wochen schon mal irgendwie richtig viel Geld bezahlt.

00:32:37: Und heute noch mal ein Brief gekriegt.

00:32:39: Oh Gott, oh Gott, oh Gott.

00:32:41: Und dafür gesagt, man, es kann ja wohl Spaß sein jetzt hier.

00:32:45: Ich hab das bezahlt.

00:32:47: War mein Fehler, VPN war nicht an... Auf dem Telefon, normalerweise nehme ich das Internet immer übers Telefon.

00:32:53: Da hab ich immer VPN.

00:32:56: Und das ist aber... Das sind

00:33:00: dann so Abmann-Kanzleien wahrscheinlich.

00:33:02: Ja, genau auf sowas achten.

00:33:04: Genau,

00:33:04: genau.

00:33:05: Und dann fingern sie dich und dann holen sie dich.

00:33:07: Ja,

00:33:07: ja, und das ist richtig viel Geld.

00:33:09: Also das erste und jetzt die erste Sache habe ich tausend einhundertvierzig Euro bezahlt.

00:33:16: Und heute wollte er noch mal, aber dann habe ich dann halt mit ihm gesprochen und das kann ja wohl alles gar nicht wahr sein.

00:33:23: Das war irgendwie fünfzig Sekunden von irgendeinem.

00:33:26: Keine Ahnung, ich wusste gar nicht, dass ich sowas geguckt habe.

00:33:30: Und vor allem auch irgendwie, ja, in Israel?

00:33:33: ist das halt alles überhaupt nicht so wild.

00:33:35: Ja, aber es ist okay.

00:33:38: Das muss man halt.

00:33:39: Dann muss man halt.

00:33:39: Genau, das ist ja der Ursprung.

00:33:41: Aber mir fehlt trotzdem noch so ein bisschen die Information.

00:33:46: Wann bist du das erste Mal in Israel gewesen und warum?

00:33:49: Ich habe bei einer Reise meine damalige Freundin kennengelernt und die hatte Schildkrüsenkrebs.

00:33:58: ... und musste zu einer Behandlung ... ... nach Israel.

00:34:03: Weil sie Israelin war.

00:34:04: Genau.

00:34:05: Und ... ... dann ... ... hab ich gesagt, ... ... komm mal mit, ... ... ich hab Zeit, ... ... gucken wir das mal an.

00:34:13: Und ... ... dann ... ... sind wir, ich glaube aus ... ... von Dubrovnik nach Tel Aviv geflogen.

00:34:21: Ja, dann hing ich da ein bisschen rum, ... ... musste dann relativ ... ... zügig wieder nach Deutschland ... ... um einfach Geld zu verdienen.

00:34:28: Ja.

00:34:29: Weil Israel sehr teuer ist.

00:34:31: Es ist extrem teuer.

00:34:32: Also das... Hier ist es auch mittlerweile teurer.

00:34:37: Ja.

00:34:37: Also... Ist auch seit Corona alles auch ein bisschen anders geworden hier.

00:34:45: Find ich auch schwierig für die Leute, weil die Einkommen hier einfach auch viel niedriger sind.

00:34:50: Das hätte ich nämlich jetzt gerade gefragt, ob das Einkommenausgabeverhältnis ein anderes ist in Israel als hier in Deutschland.

00:34:56: Genau.

00:34:56: Ich glaube, der... Dorschnitzlöhne in Israel sind höher.

00:35:03: Die Wohneigentumsquote in Israel ist sehr hoch.

00:35:08: Aber Hypotheken und so ist auch alles super teuer.

00:35:11: Autos, keine Ahnung, kosten fast doppelt so viel wie hier.

00:35:17: Neuwagen sind hundert Prozent steuer.

00:35:20: Hatten sie jetzt auf Elektroautos ausgesetzt.

00:35:24: Deswegen gibt es da ganz viele Elektroautos.

00:35:27: Also extrem viel.

00:35:28: Alles was so neu aus China kommt, fährt da schon rum.

00:35:33: Wird man auch bald hier sehen.

00:35:34: Ich denke auch, dass die deutsche Automobilindustrie in den nächsten Jahren so so eine kleine Lückengeschichte wird.

00:35:42: Ich denke das auch.

00:35:44: Weil ich einfach in Israel, ich seh da, ich seh dort, am Anfang hat man ganz viele Teslas gesehen.

00:35:48: Und jetzt sieht man diese ganzen Chinesen.

00:35:51: Und die Volkswagen... Autos Mercedes klar gibt es irgendwie aber die... die Leute die irgendwie sich einen fetten AMG kaufen wollen.

00:36:02: Die kaufen sich einen Benziner irgendwie, die kaufen sich keinen Elektroauto.

00:36:06: Die wollen dann halt so eine fette Karre.

00:36:09: Also kann ich mir nicht vorstellen und wenn du dann halt ein Elektroauto hast, kaufst du vielleicht eher einen Tesla oder dann halt wirklich so ein Siko, Sika.

00:36:17: Ich hab da,

00:36:17: wenn ich so raus, ich hab da so, der muss nicht keinen Plan

00:36:20: davon.

00:36:21: Gibt es krasse Autos, die bauen auch mittlerweile... ... extrem ... ... extrem sportliche Autos ... ... auch so im höherem Segment, so um ... ... hunderttausend Dollar ... ... und sind da mit extrem ... ... konkurrenzfähig.

00:36:34: Also da kannst du dir wirklich auch ... ... keine Ahnung ... ... Amerika natürlich viel weniger, aber ... ... die gehen halt auch mittlerweile ... ... immer mehr so in dieser ... ... hochpreisigeren Segment und ... ... decken die ganze Bandbreite ab.

00:36:47: Find ich auch irgendwie ... ... dachte ich, das geht schneller hier, ... ... dass die Leute sich einfach ... ... Solaranlagen aufs Dach bauen ... dann Elektroauto fahren.

00:36:56: Aber kommt auch noch.

00:36:57: Wird bald

00:36:57: kommen, auf jeden Fall.

00:36:58: Ich denke auch.

00:36:59: Also wie gesagt, das Thema hat man ja vorhin ganz kurz angesprochen.

00:37:03: Die Entwicklung wird ja immer immer rasanter, immer schneller, immer schneller und das hält man ja auch nicht auf.

00:37:08: Am Ende wird es dann so sein.

00:37:09: Und mit den nachkommenden Generationen, die vielleicht auch ein bisschen bewusster sind, so nehme ich das zumindest bei meinen Kittys wahr, so nehme ich das auch in Leipzig bei den jüngeren Generationen wahr, wenn man so in der Bahn mal sitzt und mal so Gespräche mithört.

00:37:20: Ich denke, dass das kommen wird.

00:37:22: Also, aber wir waren jetzt immer noch in Israel.

00:37:24: Du bist dann das erste Mal da gewesen mit seiner Freundin.

00:37:27: Und wann kam dann die Entscheidung, wo?

00:37:31: ich ziehe jetzt hierher?

00:37:31: Ich habe jetzt Bock hier zu leben.

00:37:33: Nee, habe ich nie entschieden.

00:37:35: Bin da auch nie hingezogen, sozusagen.

00:37:38: Ich habe dann angefangen, da halt längere Perioden dort zu leben, dann wieder Perioden hier.

00:37:49: Es gab nicht diesen Moment.

00:37:51: wo ich

00:37:55: sesshaft geworden bin oder so.

00:37:56: was meinst du?

00:37:57: Ja,

00:37:57: ich lebe halt in beiden Welten, würde ich

00:37:59: sagen.

00:37:59: Ich bin auch hier, ich bin ein deutscher Staatsbürger, bezahl hier alles Mögliche, also gehe hier wählen.

00:38:06: Ja.

00:38:08: Spielt das Wort Heimat für dich eine Rolle und wenn ja welche?

00:38:13: Ja, vielleicht ist Rosendorf so die Gegend... die Sprache vielleicht ein bisschen Heimat.

00:38:25: Aber ja, nee, finde ich auch irgendwie... Brauche ich jetzt nicht unbedingt, aber kann ich auch nicht so sagen, weil ich einfach auch... ... einen Bauernhof habe,

00:38:38: ... ...

00:38:39: in dem ich aufgewachsen bin, ... ... der irgendwie Generationen meiner Familie gehört hat ... ... und ich kenne da alles und so ... ... und wenn ich das nicht hätte, ... ... würde ich vielleicht dann irgendwie ... ... über Heimat nachdenken.

00:38:48: Hast du jemals darüber nachgedacht, ... ... den Hof zu verkaufen ... ... oder zu vermieten und ... ... also ... ...

00:38:55: geht auch nicht, weil meine Mutter dort lebt ... ... und generell ... ... gehört der Hof meiner Mutter, ... ... meine Schwester und mir ... ... und ... Also, keiner von uns kann den verkaufen und kann den... Ja,

00:39:10: dass es dich immer wieder hierher zieht.

00:39:12: Liegt das jetzt nur an dem Hof und nur an der Mutter?

00:39:14: Deswegen sage ich provokant Fragen und du siehst, ich mache die Anführungszeichen vor und hinter das Nuhr.

00:39:21: Oder gibt es da noch andere Gründe?

00:39:22: Hast du irgendeinen engen Bezug zum Zahler Ollerkreis, zu Rosendorf oder irgendwie gibt es da noch andere Gründe, dass du immer wieder herkommst und wahrscheinlich auch gerne herkommst?

00:39:33: Zumindest höre ich das so ein bisschen zwischen deinen Worten raus.

00:39:36: Ja, ist einfach so.

00:39:37: Ich habe halt hier Freunde.

00:39:40: Bekannte, die ich gerne besuche.

00:39:45: Ich lebe hier auch eher ein sehr zurückgezogenes Leben.

00:39:49: Anders als in Jerusalem.

00:39:50: In Jerusalem gehe ich sehr viel weg und habe sehr viel soziale Interaktion.

00:39:54: Das habe ich hier viel weniger.

00:39:56: Was

00:39:56: ja auch nicht unbedingt unwichtig ist als Galerist, ne?

00:39:58: Ja, das ist unvermeidlich.

00:40:01: Aber hier lese ich dann lieber ein Buch oder... Guck mir alles möglich aufs Tremio an und muss dann

00:40:12: dafür... Wie ein Ausfallgeld bezahlen.

00:40:15: Ja, und geh halt mit dem Hund irgendwie durch den Waldschlund lang und... Aber ich mache auch gerne Sport.

00:40:21: Wenn

00:40:21: du spurt was, was machst du für ein

00:40:23: Fünffahrrad?

00:40:23: Fahrrad, ich fahre Fahrrad.

00:40:25: Ich fahre Fahrrad.

00:40:26: Ich fahre Fahrrad.

00:40:27: Ich fahre Fahrrad.

00:40:27: Ich fahre Fahrrad.

00:40:28: Ich fahre Fahrrad.

00:40:28: Ich fahre Fahrrad.

00:40:29: Ich fahre Fahrrad.

00:40:29: Ich fahre Fahrrad.

00:40:30: Ich fahre Fahrrad.

00:40:31: Ich fahre Fahrrad.

00:40:32: Ich fahre Fahrrad.

00:40:35: Wenn es Arbeitstechnik, Wettertechnik so hinhaut, fahre ich dann auch so drei, vier, fünf Mal, sechs Mal die Woche.

00:40:44: Also ich fahre, wenn es gut läuft, auch so... über tausend Kilometer.

00:40:51: Das ist ein Beruf.

00:40:54: Aber das hast du auch schon gemacht, als du noch Alkoholkonsumiert getrunken

00:40:57: bist?

00:40:57: Ja, ja.

00:40:57: Und hatte dann auch Fahrradunfälle zum Beispiel.

00:41:01: Hat dich natürlich auch jetzt auch ohne Alkohol einen krassen Unfall, aber das gehört dazu.

00:41:08: Es ist einfach Statistik, kann man nichts machen.

00:41:13: Unfälle gehören dazu.

00:41:16: Aber das tut mir gut und ist auch für mich ein Ausgleich, weil ich irgendwie irgendeinen Input brauche, auch einen physikalischen Input.

00:41:26: Also hier brauche ich das nicht.

00:41:27: Zum Beispiel hier gehe ich einfach, fahre ich in den Wald und mache Brennholz, sehe irgendwelche der vielen abgestorbenen Bäume um und fahre die dann nach Hause und wir haben so eine Holzheizung.

00:41:46: Das Haus

00:41:46: ist ein altes Bauernhaus, braucht extrem viel Energie.

00:41:51: Und das ist der einzige Möglichkeit, damit man das irgendwie... Also das ist nicht die einzige Möglichkeit, aber es ist für uns einfach ein gangbarer Weg für viele hier.

00:42:02: Und das meinte ich vorhin auch so, wenn man in dieser Lebenswirklichkeit auch praktisch verankert ist, hat man auch einen ganz anderen Bezug zu den Menschen.

00:42:13: Ja.

00:42:14: Und deswegen denke ich auch, wenn ich das nicht hätte, hätte ich auch eine viel größere Kluft.

00:42:21: Und dann würde ich gewisse Sachen der Menschen, die hier leben und verankert sind, viel weniger nachverziehen können.

00:42:29: Du antwortest mir gerade fast schon eine Frage, die ich noch hätte stellen können.

00:42:32: Auf den Rosendorf, wenn du einen Rosendorf leben willst, brauchst du auch irgendwie ähnliche Probleme, weil sonst kannst du mit deinem Nachbar einfach ... Über nichts reden

00:42:42: so

00:42:42: und die kommunikationen basiert sehr stark darauf.

00:42:47: um rauszukriegen.

00:42:48: ja wie machst du das was?

00:42:50: wie kann man das machen?

00:42:51: wie ist das

00:42:54: erfahrungsaustausch

00:42:55: genau erfahrungsaustausch und das geht mir ja auch mit anderen.

00:42:57: was weiß ich wenn ich mich mit anderen galeristen unterhalte über über ausstellungen in freund von mir der macht in der hatte eine ausstellung in leipzig in der im sieben und vierzig auf schutz Und da ist jetzt, die bauen jetzt gerade eine Schlingensief-Ausstellung auf.

00:43:15: Wo, wo genau?

00:43:21: M-A-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M-M ... dann unterhalte ich mich mit denen dann auch ... ... über Galerieprobleme, ... ... Förderung, ... ... die haben auch ... ... unsere Galerie, ... ... die Barbo-Galerie in Jerusalem, ... ... die gibt es seit ein, zwanzig Jahren ... ... fast.

00:43:50: Und wir sind natürlich auch ganz viele Stadien.

00:43:52: Wir sind eine sehr linke Galerie traditionell und hatten auch sehr große Probleme.

00:44:02: Das war die Kultusministerin.

00:44:04: Die hatte uns ein bisschen außer Korn als Ziel, weil wir Shorim Shikhar Breaking the Silence gehostet hatten.

00:44:14: Das

00:44:14: sind israelische Soldaten, die über Wie sagt man war crimes

00:44:22: über Kriegsverbrechen.

00:44:24: Also eine Friedensbewegung.

00:44:26: Genau.

00:44:28: Und das passte den rechten Kräften dort überhaupt nicht so.

00:44:32: Und dann hatten wir auf einmal total über Nacht extrem berühmt.

00:44:36: Weil wir den ganzen Medien waren und so.

00:44:39: Haben dann riesen Shitstormen gekriegt.

00:44:41: Und mir fällt mir jetzt gerade so ein, dass meine Freundin meinte so, wenn sie mich dabei erlebt, wie ich über Israel rede, hat sie manchmal so ein komisches Gefühl.

00:44:55: Und das kann ich auch so ein bisschen nachvollziehen, weil wenn Menschen, die hier erst so nach ein paar Jahre leben, sag ich mal, dann ist irgendwelche Urteile ... über den ... ... über Thüringen ...

00:45:14: ...

00:45:14: abgeben ... ... dann denke ich auch ganz oft so ...

00:45:17: ... hm ... ... sei doch erst mal noch eine Weile da.

00:45:19: Genau

00:45:20: ... ... deswegen bin ich auch immer mehr ... ... je länger ich dort lebe ... ... umso neutraler verhalte ich mich ... ... allen Dingen gegenüber ... ... weil ich dann immer mehr denke so ... Ich brauche keine Position und ich muss ehrlich sagen, ich habe auch immer weniger eine Meinung zu Dingen.

00:45:41: Das ist ganz eigenartig, weil ich dann viel lieber erst mal die Position der anderen anhöre und gucke... weil ich auch so impulsiv getrieben bin

00:45:54: grundsätzlich.

00:45:55: Und mir ist es ganz oft passiert, dass ich mir zu gewissen Themen eine Position eingenommen habe aus einem Gefühl heraus, aus einem Bauchgefühl heraus und dann ganz oft korrigiert wurde.

00:46:07: Und ich denke so in der letzten Zeit merke ich so mehr und mehr, dass Meinungen eigentlich gar nicht so relevant sind.

00:46:17: ... und die Menschen eigentlich eher so ... ... trennen.

00:46:24: Und du, ah, du willst AfD, ... ... ah, du bist ein Arschloch, du willst ... ... trennt uns.

00:46:29: Ist eigentlich totale Quatsch, ... ... weil ... ... für mich ist es eher wichtig ... ... oder immer wichtiger geworden, ... ... dass wir so eine gewisse ... ... intellektuelle Ebene ... ... einnimmt.

00:46:41: Und das ist eher Charakter ... ... bezogen.

00:46:45: Und was weiß ich, ich kann ... ... die gleichen Charakter-Patterns findet man unter ... ...

00:46:54: AfD-Wählern und CDU-Wählern.

00:46:55: Müllfahrern

00:46:56: und Universitätsprofessoren ... ... und was wir sich fussballern, ... ... findet man immer wieder ähnliche Kategorien ... ... von Menschen.

00:47:03: Natürlich.

00:47:03: Warum

00:47:04: sollte das auch nicht so

00:47:04: sein?

00:47:04: Und dann weibt man eher so mit Menschen, ... ... mit denen man eh so weibt ... ... und mit denen hat man dann eine Ebene ... ... und dann will ich dann am Ende auch ganz oft gar nicht wissen, ... ... was die dann wirklich ... im Detail über gewisse Themen, wo wir schon von vornherein wissen, dass wir da vielleicht unterschiedliche Positionen haben, kann man ja auch ein bisschen ausblenden.

00:47:24: Und das lernt man in Israel auf jeden Fall.

00:47:26: Sonst hast du überhaupt keine Chance da überhaupt zu überleben.

00:47:30: Wirst du in Israel, die Frage muss ich dir leider stellen, oder was heißt leider.

00:47:33: die Frage, will ich dir auch stellen, wirst du in Israel als Deutscher, wenn ja, wie wahrgenommen?

00:47:38: Also da wo du lebst in Jerusalem, unter den Menschen, unter denen du dich bewegst.

00:47:42: Israel ist ein sehr diverses Land.

00:47:48: Und als Deutscher wirst du dort wahrgenommen, als Deutscher, klar.

00:47:53: Aber nach einer gewissen Zeit, wenn du dich da so assimilierst, Würst du dann vielleicht eher so als Ashkenaz wahrgenommen?

00:48:03: Was heißt das?

00:48:04: Die Ashkenazen Juden sind die europäischen Juden.

00:48:08: Und die Misrachis sind die Juden aus Marokko und aus den östlichen Gebieten.

00:48:19: Meine Freundin ist halb Marokko.

00:48:24: Ihre Mutter, die Familie ist aus Marokko und die Familie ihres Vaters aus Irak.

00:48:32: Und da gibt es da auch so eine Spaltung.

00:48:36: Wie kann man hier am ehesten vergleichen mit Ost und West?

00:48:40: So, du kannst halt irgendwie ... Der Versi kommt in den Osten, lebt hier erst nach zwanzig Jahren, immer noch der Versi.

00:48:48: Natürlich.

00:48:49: Ist halt so.

00:48:50: Aber wenn der Wessi nach zwanzig Jahren so spricht, wie die Aussie ist, dann ist auf einmal kein Wessi mehr.

00:48:58: Ja.

00:48:59: Weil dann, also das ist und was weiß ich, wenn der, wenn du jetzt hier irgendwie, ich kann nur jeden empfehlen, der hierher zieht, irgendwie, du musst auf jeden Fall irgendwie in einen Feuerwehrverein.

00:49:13: integriere

00:49:13: dich in die gemeinschaft.

00:49:14: ist die standard ein bisschen mitmachen und wenn du die standard ein bisschen mitmachst wie oft du dann dort auftauchst oder was weiß ich ist scheißegal hauptsache.

00:49:26: Du gehst da formell ein bisschen mit und dadurch hast du die Kontakte und dadurch lernst du auch dich zu assimilieren, weil diese Integration, die immer so von den Ausländern gefordert wird, die ist gar nicht so einfach, weil am Ende viele Menschen hier gar nicht erwarten, dass du, wenn du keine Ahnung aus... ... irgendwo herkommst und hier lebst, ... ... dass du dann auf einmal ... ... dir eine Lederhose anziehst ... ... und irgendwie Schuhplatten ... Das ist ja

00:49:57: auch jetzt ... ... dann

00:49:58: wärst du auch ein Ausländer.

00:50:00: Ja, das ist ja auch jetzt ... ... Indikation ist halt einfach Aktion.

00:50:02: Indikation bedeutet, ... ... aktiv zu sein, aktiv

00:50:04: zu werden.

00:50:05: Ja,

00:50:05: das sind die Netzwerke.

00:50:06: Das

00:50:06: sind die Netzwerke.

00:50:07: Und die Netzwerke ... ... baust du ... ... baust du auf, indem du ... ... weil da mit den Leuten rumhängst.

00:50:15: Das ist in Israel ... ... auch nicht anders.

00:50:17: Ja, ja.

00:50:19: Aber die sind halt natürlich da ... ... an der Stelle viel toleranter ... ... weil die einfach ... ... da kommen alle aus allem Möglichen.

00:50:25: Also die haben eine Million ... ... neunziger und anfängende neunziger ... ... haben die eine Million Russen aufgenommen.

00:50:30: Ja.

00:50:31: Also das ist ... ... ich habe ganz viele russische Freunde ... ... weiß ich nicht, hat vielleicht auch ... ... mit meiner Ostvergangheit zu tun, ... ... dass man da eher so ein ...

00:50:39: Hast du russisch im Unterricht noch gehabt?

00:50:41: Nein,

00:50:43: nein.

00:50:45: Leider

00:50:45: müssen wir zum Schluss kommen.

00:50:46: Die Stunde ist schon rum.

00:50:47: Wie lange bist du noch da jetzt in Deutschland?

00:50:50: Bis Montag

00:50:52: fahren wir nach

00:50:53: Prag.

00:50:54: Von Prag fliegen wir zurück mit El Al, weil das irgendwie durch diesen Krieg und so diese ganze Billigflüge oft gecancelt werden.

00:51:03: Dann hast du Riesenprobleme, dann irgendwie wieder zurückzukommen in El Al.

00:51:06: ... fliegt ... ... unter fast allen Umständen.

00:51:12: Ja.

00:51:12: Die haben auch irgendwie so ... ... Militärpiloten und so.

00:51:15: Okay.

00:51:16: Ich glaube, es ist so ... ... und sagt es die sicherste Fluggesellschaft der Welt ... ... ist wahrscheinlich auch ... ... ist ... ... ein bisschen teurer, aber ... ... ja ...

00:51:26: Dann lieber, dann lieber das auch ab für das Geld ... ... und sicher ankommen quasi.

00:51:30: Genau.

00:51:30: Und wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin ... ... und weil ich, ich habe jetzt auch ... ... eine ... Wie sagt man, einen unbeschränkten Aufenthalt?

00:51:40: Ah, okay.

00:51:41: Also könnt ihr jetzt die Staatsbock schafft kriegen, wenn ich das wölte?

00:51:45: Was ich vielleicht weiß ich nicht.

00:51:48: Und dadurch werde ich auch, wenn ich alleine fliege, jetzt nicht mehr so gefilzt.

00:51:51: Vorher war das echt extrem.

00:51:53: Da habe ich manchmal drei, vier Stunden im Flughafen verbracht.

00:51:57: Bei der Ein- und

00:51:59: Ausreise?

00:51:59: Bei der Ausreise viel weniger, aber bei der Einreise.

00:52:02: Weil ich da irgendwie in so ein Raster reingefallen bin.

00:52:06: Und hatte dann aber glücklicherweise irgendwann einen Kumpel von mir, hat bei der Polizei gearbeitet.

00:52:12: Und den hatte ich dann mal am Flughafen, weil es mir dann zu lange dauert.

00:52:16: und meine Freundin auf mich gewartet hatte, habe ich den angerufen und der hat dann für mich da irgendwas

00:52:22: in meiner

00:52:23: Kartei, in meiner Akte, irgendwas korrigiert.

00:52:27: Und jetzt ist das auf jeden Fall nicht mehr da.

00:52:29: So, ja, fliegen wir zurück.

00:52:31: Und das gestern ist auch lustig.

00:52:33: Jetzt hat es hier... Gestern vorgestern hat es sehr viel geregnet.

00:52:37: Ja.

00:52:37: Als es hier so viel geregnet hat, wenn irgendwelche so so dramatische Wetter, kälte Einbruch oder Hitze oder was weiß ich, das spiegelt sich ganz oft in Israel.

00:52:47: Das ist total lustig.

00:52:48: Also jetzt hat es hier ganz zwei Tage durchgeregnet und hat es dann auch mal einen Tag in der Zeit in Israel geregnet.

00:52:55: Ach,

00:52:56: krass.

00:52:56: Ich verfolge das schon über Jahre und da gibt es so eine gewisse Parallelität.

00:53:00: Was

00:53:01: ist denn eine Erklärung dafür?

00:53:02: Noch nicht.

00:53:03: Ich kenne mich da meteorologisch.

00:53:05: Ich kenne zwei Meteorologen.

00:53:06: Die werde ich mal fragen.

00:53:06: Ja,

00:53:07: frag die mal,

00:53:08: woran

00:53:08: das liegen könnte.

00:53:10: Lass mich bitte abschließend auf jeden Fall eine Frage noch stellen.

00:53:13: Logischerweise heißt der Ostwärts-Einspaziergang durch den Saale Ollerkreis.

00:53:17: Gibt es irgendetwas... Dass du im Sala-Orla-Kreis vermisst, dass du dir für den Sala-Orla-Kreis vielleicht so für die nächsten zwei bis fünf Jahre Wünschen würdest oder so.

00:53:26: Massive Immigration mit allen Problemen, die damit kommen.

00:53:32: Aber ich glaube, wir können davon alle nur extrem profitieren.

00:53:36: Aber ich muss natürlich auch dazu sagen, das sagt jetzt auch jemand, der hier eher so urlauber ist.

00:53:43: Ja.

00:53:43: Und ich will den Leuten, die hier leben, da auch nicht irgendwie in ihr Business reinquatschen.

00:53:50: So, wir müssen alle wissen, wie sie das selber ... ... was sie ... Ich habe auch nicht so diese Ängste ... ... oder ... ... ich bin da eher sehr ... ... sehr angstbefreit von solchen Sachen.

00:54:02: Wo haben denn oder was meinst du?

00:54:04: Ja generell, ich habe ... ... keine Ahnung, ich bin ... Äh, jahrelang ohne Motorradführerschein rumgefahren.

00:54:16: Also ich hab's ja wirklich mit einem Brabauken zu tun.

00:54:18: Drogen,

00:54:19: Spassbaum.

00:54:19: Nee, das hat aber mit... Ja, das hat er was damit zu tun, dass ich da irgendwie... Und ich muss mich dann immer wieder von außen korrigieren und muss dann sagen, dann irgendwie, dann hat meine Mutter mich dann irgendwann so lange bequatscht und gesagt, jetzt musst du mal einen Führerschein machen.

00:54:31: Ja, da hab ich einen Führerschein gemacht.

00:54:33: War auch super, find ich auch viel besser, aber ich glaube so vielleicht... Würde ich mir einfach wünschen, dass die Leute hier einfach glücklicher werden und eher das Leben wie ein bisschen abenteuerlicher begreifen.

00:54:52: Ja.

00:54:52: Und vielleicht auch das alles so...

00:54:57: Aber...

00:54:57: Das passiert eh schon.

00:54:58: Also, du unterhältst dich irgendwie im Aldi mit irgendeiner alten Omi und die sagt, ja, ich war da schon und da schon und Josef war ich auch schon und bla, bla, bla.

00:55:07: Also, das sieht von außen alles manchmal so kleinkarriert aus.

00:55:10: In Wirklichkeit, wenn du so ein bisschen dich darauf einlässt, haben die Leute hier auch ein tolles Leben.

00:55:16: Also, der Lebensstandard ist extrem hoch.

00:55:20: Es ist halt immer noch die Frage.

00:55:23: Hast du Kohle?

00:55:24: Hast du keine Kohle?

00:55:24: Hast du Kohle?

00:55:26: Kannst du irgendwie hier dein Stremio rechtsanwalt bezahlen?

00:55:31: Hast du keine Kohle?

00:55:33: Ist halt alles ein bisschen problematisch.

00:55:35: Und ich glaube, diese Schere wird immer weiter aufgehen.

00:55:38: Und ich glaube, daran sollten wir vielleicht auch mehr und mehr arbeiten, dass ich einfach, ich denke, die Fixkosten der Leute, die hier leben im Saal-Ola-Kreis, die müssen kontinuierlich runtergehen.

00:55:51: Die dürfen nicht weiter steigen.

00:55:52: bin ich da absolut in Meinung.

00:55:54: Und das kann auch so geregelt werden, dass es irgendwie, was weiß ich, supermärktet, dazu verpflichtet sind, gewisse Produkte zu einem gewissen Preis anzubieten, dass gewisse Gebühren steuern, was weiß ich, für geringverdienende erlassen werden, dass einfach die Leute wieder das Gefühl haben, Es gibt ein Sozialstaat und wenn ich ein Problem habe, dann muss ich nicht gleich irgendwie mein Haus verkaufen, damit ich... wie mein Lebensstandard weiter aufrechterhalten

00:56:28: kann.

00:56:29: Und ich glaube dieses Vertrauen muss auch wieder aufgebaut werden.

00:56:33: Leider sehe ich da noch nicht, welche politischen Kräfte sich dazu durchringen könnten.

00:56:40: Aber ich glaube, da ist auf jeden Fall und alles ein bisschen mutiger angehen.

00:56:44: Und was Windkraft angeht, bin ich der Meinung, die Leute sollten sich ganz klar zusammentun und sagen, hier Windrad nur ... vor meiner Hütte, wenn ich davon Strom kriege ... ... und unter keinen anderen Umständen.

00:57:01: Wenn die Leute hier kostenlos ... ... von so einer Megawatt-Anlage ... ... das sind ein paar Prozente, die die Firmen dann irgendwie ... ... weitergeben müssten ... ... und dann freust du dich, dann sagst du hier ... ... okay, hier steht halt eine Windanlage ... ... aber ich kann mit Strom heizen ... ... alles kein Problem ... ... und dann haben die Leute auch wieder was ... ... davon ... ... ein positiven Effekt.

00:57:22: von diesen ganzen Scheinen war ökologisch.

00:57:25: Ist ja alles überhaupt nicht ökologisch.

00:57:26: Also Windkraftanlage ist überhaupt nicht ökologisch.

00:57:28: Da brauchen wir uns überhaupt nicht solarer als auch nicht ökologisch.

00:57:31: Das hat mit Ökologie überhaupt nichts zu tun.

00:57:32: Das ist komfortabel und das ist wirtschaftlich.

00:57:36: Ich baue mir eine Solaranlage aufs Dach und habe dann kostenlos Strom bis ans Ende aller Tage.

00:57:41: Ein Kumpel von mir, der hat sich fast zwanzig Jahre eine Solaranlage aufs Dach gebaut.

00:57:47: Der sagt, der hat vielleicht zehn, fünfzehn Prozent Effektivitätsverluste über die zwanzig Jahre.

00:57:53: Der ist alles total bezahlt.

00:57:54: Der hat kostenlosen Strom.

00:57:56: Also ich glaube, das sollte man eher an den Vordergrund stellen und eine gewisse Ästhetik.

00:58:00: Und ich will nicht, dass dieser Zoll-Ola-Kreis zur Folge gebaut wird mit Kraftanlagen.

00:58:07: Hier und da mal so eine Turbine, kein Problem.

00:58:10: Aber es müsste da so zehn, kann man vielleicht machen.

00:58:15: Aber nicht mehr.

00:58:17: Schönes Plusport.

00:58:18: Ich danke dir, dass du sagewesen bist.

00:58:19: Kommt gut nach Prag oder kommt gut nach Prag, kommt gut nach Jerusalem.

00:58:24: Euch danke ich fürs Zuhören.

00:58:26: Einmal mehr.

00:58:27: Bleibt dran, bleibt uns gewogen.

00:58:28: Bis zum nächsten Mal.

00:58:30: Tschüss.

00:58:41: Tschüss.

00:58:44: von Thüringer Ministerium

00:58:45: für Bildung,

00:58:46: Wissenschaft

00:58:47: und Kultur.

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